Zeit ist Weg
Peter Weber, Much, 01.10.03
In der Quantenphysik stellen die Wissenschaftler fest, dass in ihren Formeln die Zeit nicht mehr vorkommt. Die Zeit ist Null – die Zeit ist weg – die Zeit wird in der Quantenphysik nicht benötigt.
Merkwürdig, wo sie doch in der klassischen Physik eine so große Rolle spielt, und auch die Relativitätstheorien ohne Zeit nicht auskommen. Die Zeit ist in der Vorstellung von der Raumzeit die vierte Dimension.
Erkundigen Sie sich als Wanderer in Griechenland nach der Entfernung zum Kloster xyz – Sie erhalten die Antwort: „Eine halbe Stunde“. Ist Weg gleich Zeit? Ist Zeit gleich Weg?
Na klar! Wenn man eine bestimmte Geschwindigkeit voraussetzt!
Aber, was ist denn schon Geschwindigkeit? Eine abgeleitete Größe – Weg durch Zeit – Meter pro Sekunde!
Die höflichen Griechen schätzen Ihre Geschwindigkeit mit 15 km/h ein und Sie wundern sich, dass Sie - mit Pause - ein und eine halbe Stunde zu besagtem Kloster benötigen.
Also, es kommt auf die Geschwindigkeit an.
Nehmen wir einmal an, es wäre nie jemand auf die Idee gekommen, Zeit zu definieren - anstatt dessen hätten aber weise Vorfahren Geschwindigkeit als Grundeinheit definiert. Zuerst hätten sie sicher ihre Geschwindigkeitsnormale aus der scheinbaren Geschwindigkeit der Gestirne - also aus der Erdrotation - abgeleitet. Heute würden wir sagen:
"Die Geschwindigkeitseinheit 1 vel entspricht dem 9192631770-fachen der Geschwindigkeit, mit der die elektrische Feldstärke eines Caesium (C133) -Atoms ihre Richtung wechselt".
Eine fundamentale Größe. Was ist dagegen einzuwenden?
Damit wäre die Zeit eine abgeleitete Größe - Weg durch Geschwindigkeit - Meter pro vel. Ersetzen wir "Meter" durch "Ereignis" um alle Geschwindigkeitsformen abzudecken, dann wird Zeit zu Takt. Aber diesen Takt richten wir Menschen ein, um Geschwindigkeiten miteinander vergleichen zu können. Das ist etwas künstliches. Wir geben jedem Takt eine aufsteigende Nummer und bilden uns ein, die Zeit fließt in eine Richtung.
Betrachten wir einen Punkt im Raum. Dieser Punkt hat eine Freiheit in vier Graden: Er kann sich bewegen. Er kann sich in eine Richtung (x, y, z) bewegen und er kann sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit (v) bewegen. Der Punkt hat also drei "transversale" Raumdimensionen und eine "longitudinale" Raumdimension zur Verfügung.
Mit dieser vierdimensionalen Raumwelt - die das Vorstellungsvermögen von Menschen nicht überfordert - wird die Zeitdimension überflüssig. Zeit fließt nicht. Zeit kann nicht vergehen.
Wenn wir Zeit in Anspruch nehmen, leisten wir uns in Wahrheit eine bestimmte Geschwindigkeit. Und wenn wir die Geschwindigkeit erhöhen, dann beschleunigen wir.
Beschleunigung ist Geschwindigkeit pro Zeiteinheit à b = v / t.
Da aber nach unserer Definition Zeit gleich Weg (Ereignis) durch Geschwindigkeit ist, wird Beschleunigung zu Geschwindigkeit durch Weg durch Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit kürzt sich heraus à b = 1 / Meter.
ie Zeit, die in der ursprünglichen Beschleunigungsgleichung im Quadrat auftrat, ist jetzt nicht mehr vorhanden. Die Gleichung sagt aus: Nach Zurücklegen einer Periode (Meter) ist die Geschwindigkeit das x-fache der Geschwindigkeit am Anfang der Periode. Bei einer Beschleunigung von 1 wäre die Geschwindigkeit am Ende genau so groß wie am Anfang der Periode. Beschleunigte Bewegung wäre b > 1 ; Verzögerte Bewegung b < 1.
Ob diese Formeln praktisch oder sinnvoll sind, sei dahingestellt. Sie sollen lediglich zeigen, dass wir Menschen mit "der Zeit" einen Kult treiben, der ihr wahrscheinlich nicht im geringsten zusteht und der wahrscheinlich auch zu einigen Fehlinterpretationen geführt hat.
